Eva Karl Faltermeier - Taxi. Uhr läuft. - Kabarett (11.03.2023)
Sie ist die Senkrechtstarterin des bayerischen Kabaretts, mehrfache Preisträgerin,Regelmäßiger Gast im BR und Garantin für proppenvolle Säle. So auch bei Eva KarlFaltermeiers Gastspiel im Hüttisheimer Kulturstadel.
Dort präsentierte sie als Grantlerinin breitem bayerisch - oberpfälzischen Dialekt ihr äußerst unterhaltsames 2.Soloprogramm „Taxi. Die Uhr läuft.“ In charmant schwarz- humoriger Weise erzähltFaltermeier auf ihre subversiv- anarchische Art Geschichten aus ihrer Heimat Oberpfalz,die sie selbst als „The edge of civilisation“ charakterisiert. Schildert eine Landschaft,eingeschlossen in fortwährenden Nebel, der spontane Hochzeiten zeitigt, da man bei derPartnerwahl sein Gegenüber ja nicht sah und erst der Klimawandel für entsetztesErkennen sorgte. Wo es Männer wie ihren Opa gibt, die ein Schweigelübde abgelegt zuhaben scheinen und nur mit den Augenbrauen - hoch-tief - kommunizieren. Oder sieparliert passiv-aggressiv über all die Schrecknisse bei der Aufzucht ihrer Kinder, die dashäusliche Leben zur Plage machen. Selbst der Trick, diese bei der Fahrt in den Urlaubnach Italien am Brenner auszusetzen, war erfolglos, da man törichterweise die ADACGold Karte besaß und der ADAC die Kinder in den Urlaubsort nachlieferte. Oder dieschmachvolle Geschichte der meterlangen Binde, die den Mädchen die Möglichkeit eineszusätzlichen Zeltbaus eröffnete und/ oder bis in den Flur in der heimischen Wohnungreichte und damit potentielle Bewerber abschreckte. Schicksalhaft auch dasDesinteresse der männlichen Jugend, wobei ihre Oma sie zur Geduld mahnte und sagte,wenn dein Busen wächst, klopfen die schon an. Was leider nicht geschah. Wundert sichbesorgt über das traurige Schicksal ihres Proktologen, der sich ein Leben lang aufblanke Hintern konzentriert. Was für eine begrenzte Sicht der Dinge. Proktologen seienim Gegensatz zu Internisten, die den ganzen Körper durchleuchten, faul. In ihrer heftig herbeigeklatschten Zugabe schwadroniert sie fröhlich- derb über dieFreuden von Begräbnissen, wo man im Gegensatz zu einer Hochzeitsfeier kein Geschenkmitbringen muss und dennoch kostenlos essen darf, es glücklicherweise keineSargentführung gibt und auch kein Blumenstrauss in die Menge geworfen wird, was beidem Fänger eher gemischte Gefühle auslöst. Eva Karl Faltermeier sinniert in einemfunkelnd-schelmischenPointenfeuerwerk„gschert“undhintersinnigüberoberpfälzische, albtraumhafte Traditionen.
Letztendlich dankbar, in Hüttisheim, der „ Krone der Evolution“, auftreten zu dürfen. EinAuftritt mit Grant und Gloria. Stürmischer Applaus.